Geschichte
Ein silberner Becher, fein gearbeitetmit der kleinen Statue der Heiligen Elisabeth
oben auf dem Deckel – er erzählt uns die Geschichte des Hospitals St. Elisabeth,
auch Ilsabeen-Hausoderder „KleineHeiligeGeist“genannt.
Die Witwe von Wobbeke Cord Werker
hat den Ilsabeen-Becher 1519 demHos-
pital St. Elisabeth gestiftet. Wahrschein-
lich hat sie selbst im „Kleinen Heiligen
Geist“ gelebt, einem Hospital für 20
„Jungfrauen undWitwen“, das in enger
VerbindungmitdemHeilig-Geist-Hospital
und dem Marien-Magdalenen-Kloster
stand und in der Nähe der Kirche St.
Nikolai lag. Die Witwe wollte, dass der
Ilsabeen-Becher für immer im Hospital
St. Elisabethverbliebe, docheskamganz
anders…
NocheineLegende
DasHospital St. Elisabethentstand1428,
istalso jüngeralsdasHospital zumHeili-
gen Geist. Der Ratsherr Johann Kletze
soll es gestiftet haben – als Wiedergut-
machung füreinen fatalenFehler, dener
begangen hatte. Er soll seinen Truppen
pflichtwidrig reichlichBier ausgeschenkt
haben, es kam zu einem blindenAlarm.
Das Ganze endete tragischmit dem Tod
eines Herzogs und einer Niederlage ge-
gen die Dänen. Ratsherr Kletze musste
dafür mit seinem Leben bezahlen. Eine
weniger aufregende Geschichte erzählt,
dass Ratsherr Kletze und seine Frau
Geschealleinaus religiösenGründendas
Hospital St. Elisabethgestiftethaben.
DerWeg insKloster
Heute ist der „KleineHeiligeGeist“nicht
mehr imNamenunsererStiftungzufinden.
Daswundertnicht, denn1528wurdedas
Ilsabeen-Haus verlegt in die Kloster-
räume des Marien-Magdalenen-Klos-
ters. Die Schwestern vom „KleinenHeili-
gen Geist“ wurden nun Schwestern des
Marien-Magdalenen-Klosters. Und was
an Überschüssen erwirtschaftet wurde,
sollte fortan dem „Großen Heiligen
Geist“ zukommen. 1557 wurde das
Ilsabeen-Haus letztmalig in einem
Wirtschaftsbucherwähnt.
EinBecher in schwerenZeiten
Aber die Geschichte des Ilsabeen-
Bechers geht noch weiter. Denn dieser
dientenundenOberaltenüber350 Jahre
lang als „Wahlurne“. Im Zweiten Welt-
krieg wurden das Hospital, das Marien-
Magdalenen-KlosterunddasOberalten-
Stift zerstört.UmeinHaarwäreauchder
Ilsabeen-Becher zusammen mit dem
„Silberschatz“ des Hospitals verloren
gegangen, wäre nicht der Ökonom
Schubert gewesen, der lange Jahre
dasHospital verwaltete. Er rettete
den Silberschatz aus den Trüm-
mern. DochderKampfumdas
Überleben der Stiftungen
und ihrer Bewohner hatte
begonnen, 1949wurdeder
Ilsabeen-Becher verkauft.
Heute befindet er sich im
MuseumfürHamburgische
Geschichte am Holsten-
wall.Der Ilsabeen-Becher,
der bei uns in der Glasvi-
trine im Empfangszent-
rum ausgestellt ist, ist
eine von der Curator-
StiftunggeförderteNach-
bildung, diezur 775-Jahr-
Feier inAuftrag gegeben
wurde.
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Der„KleineHeiligeGeist“
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8
RundumdenGlockenturm /März2015