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Im nächsten Glockenturm: Fuhlsbüttel
Kaltehofe Sandfilter zur Reinigung des
Wassers zum Einsatz. Über 25 Prozent
des heute in der Hansestadt benötigten
Trinkwassers kommen aus dem Haupt-
pumpwerk in Rothenburgsort. Die Ham-
burger Wasserwerke haben auf ihrem
Gelände ein Informationszentrum ein-
gerichtet, mit Modellen von Lindleys
„Wasserkunst“, altmodischen Wasserklo-
setts und Objekten aller Art, die Ham-
burgs Wasserversorgung in Geschichte
und Gegenwart bebildern.
Geselliges Leben entwickelte sich seit
Ende des 19. Jahrhunderts rund um den
Billhorner Röhrendamm, eine beliebte
Flaniermeile und Haupteinkaufsstraße.
Die Bill-Brauerei, die Reismühle und die
Schlesische Dampfer Compagnie Berliner
Lloyd sicherten Arbeitsplätze. Seine dun-
kelste Stunde erlebte Rothenburgsort
im Juli 1943, als die Bomben alliierter
Flugzeuge den kriegswichtigen Indus-
triestadtteil dem Erdboden gleichmach-
ten. Tausende Menschen starben, nur
wenige Gebäude blieben stehen. Erst
Mitte der 1950er Jahre startete der
Wiederaufbau, nachdem die Pläne zu einem großen Binnen-
schiffhafen endgültig ad acta gelegt worden waren.
Der 2012 neu gestaltete Marktplatz kann mit der einst so be-
liebten Flaniermeile Billhorner Röhrendamm nicht konkurrieren.
Die Infrastruktur des Stadtteils „ohne Glück und ohne Glanz“,
wie der Chronist Roland Burmeister einmal formulierte, soll
durch einen umfangreichen Wohnungsbau und den Anschluss
an die nahe HafenCity nachhaltig verbessert werden.
Glanz mag Rothenburgsort fehlen… doch dieser von Industrie
und Gewerbe geprägte Stadtteil hat sein ganz eigenes Flair.
Wer am Ausschläger Elbdeich entlangspaziert, trifft auf Ge-
bäude aus der Zeit um 1900, ein ansehnliches Haus direkt auf
dem Deich, die gelbe Trauns-Villa zwischen Deich und Trauns
Park. Auch Brücken und Schleusen prägen das Bild. Auf der an-
deren Seite der Billwerder Bucht scheint die Elbinsel Kaltehofe
mit dem stillgelegten Elbwasserwerk, seinen Filterbecken und
Backsteintürmchen vor sich hin zu träumen. Ein Stück weiter
locken der Elbpark Entenwerder und der Holzhafen in der Bill-
werder Bucht – eine Idylle mit rostigen Kähnen, schwimmenden
Holzhäuschen und moosbewachsenen Kaianlagen – fernab der
Großstadthektik und doch ganz nah.
n
Susanne Kunckel
Von links nach rechts:
Die Trauns-Villa beim Sperrwerk, idyllischer Hafen Billwerder Bucht, die Elbinsel Kaltehofe
mit der Stiftung Wasserkunst.